25. und 26. Juni 2018
Chemnitz und Hohenstein-Ernstthal
Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung wurde gegen 9.00 Uhr eröffnet bei 25 anwesenden Mitgliedern.
Der Vorsitzende, Herr Dipl.-Ing. Reinhard Helbig begrüßt die Mitglieder unserer Landessektion und Gäste aus der Sektion Schweiz. Er bedankt sich bei dem Sächsischen Textilforschungsinstitut, dass wir unsere Tagung in deren modernem Vortragsraum durchführen dürfen.
Prof. Schäch erläutert die Mitgliederbewegung seit der letzten Tagung. Fünf Kündigungen stehen 5 Neuaufnahmen gegenüber. Die Landessektion hat zum 25.6.2018 insgesamt 96 Mitglieder.
Oberstudienrat Willy Knecht trug den detaillierten Kassenbericht für das vergangen Jahr 2017 vor. Ein- und Ausgaben hielten sich etwa die Waage, sodass der Mitgliedsbeitrag wie seit 2002 belassen werden kann.
Der Kassenprüfer Herr Rieger hat die Ksse geprüft und in Ordnung befunden und schlägt der Versammlung eine Entlastung für das Jahr 2017 en bloc für den gesamten Vorstand vor. Die Versammlung entlastete den Vorstand in offener Abstimmung einstimmig.
Der Internationale Sekretär der IFWS, Herr Prof. Dr. – Ing. Weber gab eine Übersicht über den Stand der Vorbereitungen für den 49. Internationalen Kongress der IFWS vom 2. – 4. Oktober 2018 in Lodz.
Die Mitgliederversammlung 2019 mit Tagung findet im September 2019 im Raum Reutlingen/Neckar-Alb statt.
Vorträge und Besichtigungen
Die Zukunft ist Textil
Porträt des Sächsischen Textilforschungsinstituts e.V. (STFI) Chemnitz
Das STFI besteht seit einem Vierteljahrhundert und hat sich zu einem branchengefragten Kompetenzzentrum für technische Textilien, Vliesstoffe und den textilen Leichtbau entwickelt. In den 25 Jahren verfünffachte sich der Umsatz auf 15 Mill. Euro und die Mitarbeiterzahl stieg von 60 auf 150. Gegenwärtig werden über 100 Forschungs- und Entwicklungsprojekte bearbeitet. Das STFI hat sich in der Führungsspitze breiter aufgestellt und mit Prof. Dr.- Ing. Yves-Simon Goy einen augewiesenen Experten auf den Gebieten des Maschinenbaus, der Weberei und im Bereich „Industrie 4.0“ für die Position des Geschäftsführers gewonnen. Er stellte das Institut und seine Aktivitäten vor. Es ist in den Bereichen Werkstoffe und Materialien, Mensch und Gesundheit, Technologie und Prozesse, Mobilität, Energie und Umwelt und Digitalisierung tätig.
Schwerpunkte der F- und E-Arbeit sind in den Bereichen „Zentrum für Textilen Leichtbau“, Kompetenzzentrum für Vliesstoffe und Innovationszentrum Technische Textilien angesiedelt. Dem Institut angegliedert sind die Zertifizierungsstellen für Schutzkleidung und für Geokunststoffe.
Impulse für die Branche
Der Geschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e.V., Dr.-Ing. Jenz Otto, stellte den Verband, seine Struktur und Tätigkeitsfelder vor: berufliche Aus- und Weiterbildung, Umwelt und Energiewirtschaft, Finanzierung sowie Wirtschaftsförderung, Tarif- und Sozialpolitik, Rehtsarbeit, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit.
Sensorik und Aktorik in Maschenwaren
Dr. Heike Illing-Günther. Forschungsleiterin im STFI, gab eine Übersicht über Funktionalisierung in technischen Textilien. Diese können linienförmig ausgeführt sein oder als garnartige Sensoren und Aktuatoren, als optische Fasern sowie Drähte wirken. Sie lassen sich in verschiedene textile Flächengebilde während des Herstellungsprozesses einarbeiten (Weben, Wirken, Stricken, Sticken).
Einsatzgebiete sind u.a.Verbundstrukturen mit Sicherheitsfunktion, Schnittschutz, Detektierung von Zuständen an Bauwerken, Beleuchtung von Betonbauteilen oder Feuchtemessung in Alt- und Neubauten.
Mittelstands – Kompetenzzentrum vernetzt
Frizzi Seltmann, Kompetenzzentrum FutureTEX, berichtete über das neuen Kompetenzzentrum Textil, in dem Forschung und Industrie gemeinsame Projekte bearbeiten. Grundlage bilden Produktinnovationen, effiziente Technologien und moderne Organisationsformen im Zeitalter der Digitalisierung. Alles erfolgt mit branchenübergreifender Ausprägung , um die Ziele in den Bereichen technische Textilien und Textilmaschinenbau zu erreichen. Partner sind u.a. DITTF Denkendorf, ITA Aachen, STFI Chemnitz, Fraunhofer-Institute und andere.
3D-Maschenwaren mit unterschiedlichen Eigenschaften
Im Referat „Experimentelle Untersuchungen des instationären Wärme- und Stoffdurchgangs durch 3D-Maschenwaren berichtets Heike Herfert , Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof, Campus Münchberg, über das Verhalten von Abstandstextilien als Füllung von Bettdecken.Untersucht wurde das Klima in der „Schlafhöhle“ sowie die zeitliche Änderung von Feuchte und Temperatur im Zeitverlauf. Verglichen wurden in 50 Versuchen Abstandsgewirke verschiedener Konsruktion sowie Vliesfüllungen. Alle Gewirke weisen einen besseren Feuchtedurchgang auf als Vergleichsdecken mit Füllungen.
Neuerungen in der Flachstricktechnik
Dipl.-Ing.(FH) Martin Legner , H. Stoll AG & Co. KG, Reutlingen, beschrieb Neuerungen in der Flachstricktechnik. Der Strickmaschinenbauer stellt auf dem Weltmarkt ein starkes Ansteigen einfacher Flachstrickmaschinen mit einem bis zwei Systemen fest, die in Modulbauweise aus Komponenten einfach zusammengebaut werden können. Damit werden offensichtlich die letzten noch arbeitenden Handstrickmaschinen ersetzt.
Der Bedarf, Maschenwaren für technische Einsatzgebiete kostengünstig herzustellen, hat die Weiterentwicklung von Strickmaschinen zu High-Tech-Maschinen beschleunigt. So gehören heute die direkte Fadenzuführung von oben und der Einzelantrieb der Fadenführer zum Standard.
Die Fertigung von Schuhoberstoffen seit dem Jahr 2012 (Nike, Adidas) hat den Maschinenabsatz stark ansteigen lassen. Das Formstricken reduziert den Arbeitsprozess um 50%. Die Verarbeitung von Kombigarnen aus thermoplastischen Materialien, Teilschusseintrag und das Plattieren dienen zur Versteifung und zurSicherung von Zonen mit unterschiedlichen Öffnungen. Zusätzlich gibt es einen Trend zur Fertigung von Nahtlos-Schuhen.
Weitere Einsatzgebiete dieser High-Tech-Flachstrickmaschinen sind Handschuhe, Tennis-Schläger, Autositze, Taschen, textile Verkleidungen für Elektronik und Lampenschirme.
Betriebsbesichtigungen
Terrot GmbH, Chemnitz
Der geschäftsführende Gesellschafter, Andreas von Bismarck, begrüßte die Teilnehmer im neuen Technologiezentrum und Hermann Schmodde, Leiter der Anwendung, stellte das Unternehmen vor. Die Grundlagen wurden 1851 von G. Hilscher am Standort Chemnitz gelegt. Terrot wurde 1862 in Stuttgart gegründet und ist damit die älteset existierende Rundstrickmaschinenfabrik in Europa. Die wirtschaftliche Neugründung der Terrot GmbH erfolgte 2006 in Chemnitz im ehemaligen VEB Strickmaschinenbau, Kombinat Textima. Seitdem ist die Mitarbeiterzahl von 130 auf 310 gestiegen. Der Export beträgt nahezu 100 %. Die mechanisch und elektronisch gesteuerten Rundstrickmaschinen werden mit hoher Fertigungsdichte produziert.
Im Jahr 2014 wurde die italienische Firma Pilotelli übernommen, die nun als Terrot Italy firmiert. Heute hat Terrot drei Tochtergesellschaften: Chemnitz, Italien, China.
Im Dezember 2017 begann die Arbeit des neuen Technologiezentrums, das den Anwendern ermöglicht, vor dem Kauf die nenen Maschinen besichtigen und testen zu können. Terrrot baut gegenwärtig acht verschiedene Maschinentypen. Das neu entwickelte Modell UCC 572-TRE3 als Transfer-Relief-Modell wurde speziell für die Produktion von innovativen Schuh-Oberteilen entwickelt. Die gestrickte Lochmuster-Struktur verleiht dem Schuh ein gutes Tragegefühl und eine ideale Passform.
Mit der neuen Spinn-Strick-Technologie Corizon, einer innovativen Lösung zur Zusammenführung der Prozesse Spinnen und Stricken unmitelbar vor der Maschenbildung, überraschte der Strickmaschinenbauer 2015 die Fachwelt.
Strumpfwerk Lindner GmbH, Hohenstein-Ernstthal
Der geschäftsführende Gesellschafter, Thomas Lindner, begrüßte die Teilnehmer und stellt das Unternehmen vor. Der Familienbetrieb in Hohenstein-Ernstthal besteht seit 1890 und wurde nach der Wende im Jahre 1990 reprivatisiert. Die Produkte gliedern sich in die Gruppen LINDNER socks, LINDNER medical und LINDNER sports. Das Sortiment umfasst hochwertige Herren- und Damensocken, Diabetiker-, Antizecken-, Silber- sowie Kompressionssocken und -Strümpfe.
Während des Betriebsrundgangs konnten eine Vielzahl moderner, vorwiegend italienischer Kleinrundstrickmaschinen in Funktion besichtigt werden. Die Strümpfe werden komplett fertig von der Maschine mittels Pressluft ausgeworfen und nur noch gedämpft.
Pinkert machines UG & Co. KG, Hohenstein-Ernstthal
Der Firmeninhaber, Christian Pinkert, blickt auf 45 Jahre Entwicklung, Bau und Erfahrungen von Wirkmashinen zurück und berichtete über die Aktivitäten seines Unternehmens.
Schwerpunkte waren Herstellung, Wartung und Umbau/Modernisierung von Strick- und Wirkmaschinen nach Anforderung der Kunden. Dazu zählten Flachkulierwirkmaschinen mit eigenem Ränderautomaten, Kettenwirk- und Raschel- sowie Flachstrickmaschinen. Das langjährige Know How des Firmeninhabers auf dem Gebiet der Maschentechnologie ermöglicht die technologische Realisierung zahlreicher Anwenderwünsche.
Im Jahre 2010 übernahm das Unternehmen von der Karl Mayer GmbH die 4 – 6 Meter breiten Nähwirkmaschinen vom Typ Malimo, Kunit, Multinit, Maliwatt, entwickelte diese weiter , modifizierte sie auf spezielle Kundenwünsche und erweiterte die Produktpalette um die Arbeitsbreiten 2, 3 und 4,5 Meter.
Nach wie vor baut und rekonstruiert die Firma zahlreiche Maschinen des ehemaligen Kombinats Textima auf Kundenanfragen. Zum Beispiel wurde im Jahr 1992 die Produktion der Flachstrickmaschine Model Comnit eingestellt (100 Maschinen gebaut) . Diese führte die Firma bis 1998 weiter. Das Unternehem hat volle Auftragsbücher und wird zur ITMA 2019 mit einer neuen Nähwirkmaschine Malimo vertreten sein.
Literatur
/1/ Herfert, H., Braun, M., Hantsch, A.: Kettenwirkpraxis (2018) 2, 24 -26
/2/ Terrot: Melliand Textilberichte 67 (2016) 189 – 190